Einfach ist nicht leicht
Die Leichte Sprache verfügt über den geringsten Schwierigkeitsgrad. Sie richtet sich an Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung oder kognitiven Einschränkungen. Die Einfache Sprache dagegen liegt zwischen der Leichten Sprache und der Standardsprache. Ihre Zielgruppe ist grösser. Denn sie richtet sich an Menschen, die zwar lesen können, aber komplexe Texte nicht gut verstehen. Das können Menschen mit Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache sein oder Personen, die sich beispielsweise mit einem Fachgebiet nicht auskennen.
Worauf bei Leichter Sprache geachtet werden sollte
Leichte Sprache zeichnet sich unter anderem durch einfache Satzstrukturen sowie klare und verständliche Wörter aus. Sonderzeichen wie %, & oder Anführungszeichen lässt man weg. Und auch schwierige oder lange Wörter werden vermieden. Wo sie unverzichtbar sind, werden sie durch Bindestriche gegliedert und erklärt. Aus dem Bundesverwaltungsgericht wird dann beispielsweise das Bundes-Verwaltungs-Gericht. Da es sich dabei um ein schwieriges Wort handelt, wird es in der Leichten Sprache angekündigt und erklärt. Das kann dann beispielsweise folgendermassen aussehen: «Herr Meier hat ein Problem. Er denkt: Ein Gericht kann mir helfen. Das schwere Wort für dieses Gericht ist Bundes-Verwaltungs-Gericht. Das Bundes-Verwaltungs-Gericht ist wichtig. Es prüft Entscheide von Bundesbehörden. Herr Meier ist mit einem solchen Entscheid nicht einverstanden. Er kann sich beim Bundes-Verwaltungs-Gericht beschweren.»
Ausserdem sollten die Formulierungen so konkret wie möglich sein. Also beispielsweise nicht: «Benutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel», sondern «Benutzen Sie den Bus oder den Zug».
Auch Genitive und Konjunktive erschweren das Lesen. In der Leichten Sprache wird dann aus der «Katze des Nachbarn» die «Katze vom Nachbarn». Und aus «Sie würden gerne an der Veranstaltung teilnehmen, wenn sie genug Zeit hätten» wird «Sie wollen zur Veranstaltung, wenn genug Zeit ist».
Wichtig ist zudem eine gut strukturierte und übersichtliche Gestaltung. Zwischenüberschriften, Absätze, Aufzählungen gliedern den Text. Es empfiehlt sich eine gut lesbare Schrift wie Verdana in 14 Punkt. Ausserdem sollten unbedingt in jedem Absatz leicht verständliche Bilder und Grafiken eingefügt werden, die die Inhalte visuell unterstützen und verdeutlichen.
Und wichtig: Texte in Leichter Sprache müssen zuletzt immer von einer betroffenen Person geprüft werden.
Was die Einfache Sprache auszeichnet
Im Gegensatz zur Leichten Sprache unterscheidet sich die Einfache Sprache optisch kaum zur konventionellen Sprache. Es können die gleichen Formatierungen wie beim Standardtext benutzt werden. Oft ist ein Text in Einfacher Sprache jedoch länger, da Fachbegriffe und abstrakte Formulierungen erklärt und angepasst werden. Ähnlich wie bei der Leichten Sprache gibt es auch hier spezielle Regeln auf der Wort-, Satz- und Textebene, allerdings müssen sie nicht ganz so streng befolgt werden. Im Vergleich zur Leichten Sprache kann ein grösserer Wortschatz verwendet werden, und der Aufbau der Sätze kann etwas komplexer sein.
In aller Munde – wer kommuniziert in Leichter bzw. Einfacher Sprache?
Behörden und Ämter: Gerade bei offiziellen Schreiben ist es wichtig, dass alle Bürgerinnen und Bürger die Informationen verstehen können. Einfache bzw. Leichte Sprache wird daher oft bei Behörden und Ämtern eingesetzt, um Informationen zugänglicher zu machen.
Unternehmen: Um Kundinnen und Kunden mit Lernschwierigkeiten oder Sprachbarrieren besser zu erreichen, bieten Unternehmen vermehrt Informationen in Einfacher bzw. Leichter Sprache an. Denn vor allem in Bereichen wie der Versicherungs- oder Finanzbranche ist es wichtig, dass die Kundinnen und Kunden die Vertragsbedingungen und Informationen nachvollziehen können.
Bildungseinrichtungen: Auch Schulen und andere Bildungseinrichtungen stellen Lehrmaterialien vermehrt in Einfacher bzw. Leichter Sprache zur Verfügung.
Medien: In den Medien findet die Einfache bzw. Leichte Sprache immer mehr Anklang. Durch die Verwendung von verständlichen Wörtern und kurzen Sätzen können komplexe Themen besser erklärt werden.
Kulturelle Einrichtungen: Ebenso setzen Museen, Theater und andere kulturelle Einrichtungen vermehrt auf die Einfache bzw. Leichte Sprache, um ihre Angebote für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen.
Ganz eigene Sprachvarianten
Sprachprofis wird die Idee, die Sprache derart stark zu vereinfachen, vielleicht extrem erscheinen. Tatsächlich mag nur schon die Vorstellung, die «Katze vom Nachbarn» zu füttern, die eine oder den anderen kurz zusammenzucken lassen. Wer jedoch die Einfache und die Leichte Sprache als besondere Formen des Deutschen versteht, die für ganz bestimmte Zielgruppen gedacht sind, kann das Erlernen und die Verwendung dieser Sprachvarianten als Herausforderung betrachten – und Herausforderungen machen bekanntlich das (Berufs-)Leben erst interessant …