Kleiner Fehler, grosse Wirkung
Der im julianischen Kalender festgelegte Schalttag wies allerdings einen kleinen Rechenfehler auf. Ein Vierteltag dauert eigentlich sechs Stunden. Mit einem Schalttag alle vier Jahre ist der Kalender nun pro Jahr 11 Minuten und 14 Sekunden zu schnell. Sehr lange fiel das niemandem auf, doch im 16. Jahrhundert war die Differenz mittlerweile auf mehrere Tage angewachsen und liess sich nicht mehr ignorieren. So fand im Jahr 1582 die Tag-und-Nacht-Gleiche bereits am 10. März statt und nicht wie im Kalender berechnet am 21. März.
Ein radikaler Schnitt
Dieses Mal fiel die Aufgabe, eine neue Kalenderreform durchzuführen, einem katholischen Papst, Gregor XIII, zu. Zu seinem Glück war er mit mehr Macht ausgestattet, als es ein internationales Gremium heute wäre. So strich er im selben Jahr einfach im Oktober zehn Tage aus dem Kalender; auf den 4. Oktober folgte unmittelbar der 15. Oktober.
Doch damit sich eine solche Verschiebung nicht wiederholt, wurde das Berechnungsmodell des Schalttages verfeinert. Neu musste sich ein Schaltjahr durch 4 teilen lassen, durfte aber gleichzeitig nicht durch 100 teilbar sein. Als Ausnahme wurden die Jahre festgelegt, die durch 400 teilbar sind. Nach dieser Logik war beispielsweise das Jahr 1900 kein Schaltjahr (durch 100 teilbar, aber nicht durch 400), das Jahr 2000 hingegen war eines (durch 100 und durch 400 teilbar).
Ein zusätzlicher Arbeitstag
Diese Reform war der Beginn des «gregorianischen Kalenders», der heute in den meisten Ländern gilt. Und so freuen wir uns im Jahr 2024 (teilbar durch 4, nicht teilbar durch 100) am 29. Februar über einen zusätzlichen Tag. Wobei «freuen» es vielleicht nicht unbedingt für alle trifft. Die Wirtschaft erhält einen zusätzlichen Geschäftstag, Angestellte müssen einen Tag mehr arbeiten – und das ohne Kompensation. Immerhin, ein kleiner Trost bleibt: Im Gegensatz zum letzten Schaltjahr verlieren die Angestellten in der Schweiz im Jahr 2024 nicht noch Feiertage. Im Jahr 2020 schob der Schalttag nämlich den 1. August und den 26. Dezember auf einen Samstag.
Insgesamt ist der Schalttag in unserem Leben gut integriert, auch wenn es einige, vor allem juristische, Besonderheiten zu beachten gilt. Wer zum Beispiel an einem 29. Februar geboren ist, hat in normalen Jahren offiziell am 1. März Geburtstag. Auch zählt in einem Schaltjahr der 29. Februar als vollwertiger Tag respektive als letzter Tag im Monat Februar. Das muss insbesondere bei Eingabe- und Kündigungsfristen beachtet werden.
Etwas Besonderes an einem besonderen Tag
Der 29. Februar ist also ein ganz normaler Tag. In diesem Jahr – 2024 – sogar «nur» ein Donnerstag. Eigentlich könnten Sie ihn einfach ignorieren. Sie können den Tag aber auch zu etwas Besonderem machen. Die Thurgauer Wanderwege führen beispielsweise eine geführte «Schalttag-Wanderung» von Ossingen über den Husemersee nach Stammheim durch. Auch sonst finden in der ganzen Schweiz spannende Events statt. Warum also nicht einfach freinehmen und einen besonderen Tag geniessen? Gehen Sie ins Museum, ins Kino oder an ein Konzert.
Wozu Sie sich auch entschliessen mögen – den Tag freinehmen oder arbeiten –, geniessen Sie den diesjährigen Schalttag. Wir bei der Apostroph Group werden den kleinen Produktivitätsschub des zusätzlichen Arbeitstages für unsere Kundinnen und Kunden einsetzen.
Andere Kulturen, andere Kalendersysteme
Sowohl der julianische wie auch der gregorianische Kalender sind Sonnenkalender, sie orientieren sich am Lauf der Erde um die Sonne. Doch gibt es auch andere Modelle. Der chinesische Kalender zum Beispiel folgt dem kürzeren Mondzyklus von durchschnittlich 29,53 Tagen pro Monat. Ein Jahr mit 12 Mondmonaten dauert deshalb nur zwischen 354 und 355 Tage, ist also rund 11 Tage kürzer als ein Sonnenjahr. Deshalb wird im Schnitt alle drei Jahre ein Schaltmonat eingefügt. Zu diesen sogenannten gebundenen Mondkalendern, auch Lunisolarkalender genannt, gehören der tibetische, nepalesische, altägyptische und jüdische Kalender. Wahrscheinlich war der römische Kalender vor Cäsars Reform ein Lunisolarkalender.
Ein reiner Mondkalender ist hingegen der islamische Kalender. Da die kürzeren Monate nicht mit dem längeren Sonnenjahr abgeglichen werden, entsprechen in der islamischen Zeitrechnung 33 Jahre etwa 32 Jahre eines Sonnenkalenders. Das kürzere Jahr ist dann auch der Grund, weshalb der Ramadan im Sonnenkalender jeweils 10 bis 12 Tage früher als im Jahr davor beginnt. Neben dem islamischen Kalender wird in muslimischen Ländern vor allem im Alltags- und Wirtschaftsleben meist der gregorianische Kalender benutzt.
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