In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit Memes, die Text beinhalten – schliesslich ist die Apostroph Group eine Sprachdienstleisterin. Wie beeinflussen und verändern Memes die Sprache? Entspringt dem Internet eine neue Ausdrucksform? Ob es den Sprachpuristinnen und Sprachpuristen gefällt oder nicht, im Internet entstehen immer häufiger neue Sprachgewohnheiten fernab vom Rat für deutsche Rechtschreibung. Memes und Co. sollen in erster Linie unterhalten, können aber auch äusserst lukrativ sein. Marken setzen Memes ein, um sich cool und trendbewusst zu zeigen, ebenso politische Parteien oder andere Gruppen, die versuchen, die Sympathie der Öffentlichkeit zu gewinnen. Was einmal lediglich originelle, humorvolle oder satirische Unterhaltung war, ist mittlerweile zu einem Marketinginstrument geworden.
Code-Switching mit Memes
Memes kommen überwiegend aus dem englischen Sprachraum und beziehen sich auf bekannte Ereignisse zum Beispiel aus Filmen und Serien oder auf Prominente. Wenn sie in den deutschen Sprachraum vordringen, werden sie entweder unverändert übernommen, übersetzt oder auf «Denglish» wiedergegeben. Sofern Memes übersetzt werden, geschieht dies in den meisten Fällen wortwörtlich und nicht unbedingt idiomatisch. Doch gerade weil man ihnen im Internet so häufig begegnet, werden die zunächst befremdlichen Wendungen bald akzeptiert und in den allgemeinen Sprachgebrauch aufgenommen. Man denke nur an die Memes «Me when …» oder «My face when …», die mit «Ich, wenn ich …» bzw. «Mein Gesicht, wenn …» übersetzt wurden.
Bye-bye, korrekter Sprachgebrauch!
Es ist kein Zufall, dass englische Syntagmen in deutschsprachigen Memes Verwendung finden. Denn die Autorinnen und Autoren deutscher Memes möchten den humorvollen Slang-Charakter, den so viele englische Wendungen haben, übernehmen. Auffällig ist der Satz «I was today years old when I learned that …», der im Internet entstanden ist. Damit drückt man seine Verwunderung darüber aus, dass man etwas scheinbar Wichtiges oder Alltägliches erst spät im Leben erfahren hat. Schon der englische Ausdruck ist eigentlich nicht korrekt, da anstelle einer Altersangabe «today» steht. Das ist Absicht, denn dadurch lässt sich die Aussage immer wieder neu verwenden. So ist es nicht überraschend, dass auch der entsprechende deutsche Satz fehlerhaft ist. Offensichtlich sind Kommaregeln und dergleichen bei Memes eher zweitrangig. Vielmehr geht es dabei darum, schnell und unkompliziert ein Gefühl mit Wiedererkennungswert zu vermitteln.
Die Tatsache, dass sich die deutschsprachigen Userinnen und User – wie an den oben angeführten Beispielen erkennbar – häufig dafür entscheiden, solche schwer übersetzbaren und originellen Syntagmen unverändert zu übernehmen, ist faszinierend. Es zeigt den Willen, sich die sprachlichen und kulturellen Codes der englischsprachigen Onlinegemeinschaft anzueignen. Es zeigt aber auch, dass sich in der deutschen Umgangssprache oft schlicht und einfach keine Entsprechungen finden, die sich für die vollständige Übersetzung der Memes eignen. Vielleicht ist es aber auch nur Faulheit? Oder steckt dahinter der Wunsch, mit Sprachen zu spielen oder sich gar als Person darzustellen, die die Codes einer anderen Kultur beherrscht? Es ist schwierig, diese Fragen endgültig zu beantworten. Was wir jedoch sagen können: Die Sprachgrenzen sind durchlässiger geworden und das Internet trägt zur Entwicklung eines kulturellen und sprachlichen Schmelztiegels bei, indem es Menschen zusammenbringt.
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