Gendern für Unternehmen – gehen Sie’s an

Droht der deutschen Sprache eine «Gefährdung von innen»? Bedrohen Gendersternchen unsere Sprachkultur? Keine Angst – unsere Sprache tut ganz einfach das, was sie schon seit Jahrhunderten tut: Sie folgt dem Wandel der Gesellschaft. Die Frage ist also nicht, ob wir gendern, sondern wie wir gendern. Auch Unternehmen sollten das Thema angehen – mit Neugier, Gelassenheit und Augenmass. Tasten Sie sich heran, es geht nicht um Perfektion.

Gendern für Unternehmen

Gendergerechte Sprache zeigt Wertschätzung gegenüber allen Menschen – unabhängig von ihrem Geschlecht. Wenn wir alle ansprechen wollen, müssen sich auch alle angesprochen fühlen. Das funktioniert aber nicht, wie Studien zeigen. Zeit, sich um das Thema zu kümmern.

Erstmal alles beim Alten lassen? Keine gute Idee.

Die meisten öffentlichen Organe und Bildungsinstitute wenden die gendergerechte Sprache bereits an. In der Wirtschaft herrscht oft noch Zögern. Das ist verständlich. Unternehmen wünschen sich eine korrekte, elegante Sprache. Da kann es mit dem Gendern schon mal knifflig werden. Abwarten ist dennoch die falsche Strategie.

Wann immer Sprache sich veränderte, prophezeite man uns das «Ende der Sprachkultur». Das ist beim Thema Gendern nicht anders. Aber bleiben Sie gelassen. Unsere Sprache tut, was sie schon immer tat. Sie passt sich unserem Leben an. Oder wäre so etwas heute noch denkbar?

«Fräulein Habegger verrichtete ihre Arbeit als Sekretärin unseres Direktors stets zu unserer vollsten Zufriedenheit. Wir bedauern, dass sie sich nun ihren Mutterpflichten zuzuwenden hat und unsere Firma auf eigenen Wunsch verlässt.»
Auszug aus einem Arbeitszeugnis (1970er Jahre)

«Patientenbesprechung für die Ärzte und Krankenschwestern der Station IV morgen um 07.30 Uhr. Gezeichnet, Ursula Kohler, Oberarzt.»
Mitteilung am Anschlagbrett eines Spitals (1990er Jahre)

Ganz im Takt unseres Alltags verändert sich auch unser Wortschatz. Aktuelle Neuzugänge im Duden sind: Dachbegrünung, bienenfreundlich, genderneutral, Pflegeroboter, rückverfolgbar, aufploppen, Craftbeer, Faktenfinder, plastikfrei, Uploadfilter, Geisterspiel. Es ist nicht zu übersehen: Sprache bildet unsere Lebensrealität ab. Und genau das sollte Unternehmenssprache auch tun.

Liebe Frauen, wir meinen auch Sie! Wirklich!

Sprache lässt Bilder im Kopf entstehen, sie lenkt die Wahrnehmung und beeinflusst unser Denken. Wen sehen Sie bei diesen Beispielen vor sich? Männer? Frauen? Beide?

  • «Die Abteilungsleiter informieren Sie über das weitere Vorgehen.»
  • «Unsere Techniker stehen Ihnen kompetent zur Seite.»
  • «Sehr geehrte Kunden» / «Liebe Mitarbeiter»
  • «Wählen Sie Ihre Lieblingsautoren aus unserem Webshop!»

Weil sich Frauen in solchen Formulierungen weder angesprochen noch sichtbar fühlen, wächst die Kritik am Status quo. Auf Twitter postete eine Studentin: «Was machst du, wenn sich Sprache anfühlt wie eine Welt, in der es nur Männer-WCs gibt?» Sie verweist auf ein Kernproblem: Das generische Maskulinum ignoriert nicht nur die Hälfte der Bevölkerung, es verstärkt auch Stereotype und Rollenklischees. Oder sind wirklich nur Männer Experten, Manager, Räuber, Abenteurer oder Erfinder?

Das Thema Gendern gehört auf Ihre Agenda

Sie wünschen sich Nähe, Loyalität, Verständnis und Vertrauen Ihrer Anspruchsgruppen (Stakeholder)? Dann gehen Sie sprachlich auf Augenhöhe. Zeigen Sie mit zeitgemässer Unternehmenssprache, dass Ihre Tür für alle offen ist. Wenn sich alle angesprochen fühlen, erreichen Sie auch mehr. So wird Gendersprache zum Erfolgsfaktor für Ihr Unternehmen. Gendergerechte Sprache ist Teil Ihrer Corporate Language. Sie muss zu Ihrer Kultur und Identität passen und sich in allen Unternehmensmedien wiederfinden.

Ob KundInnen, Kund*innen, Kund:innen, Kund_innen, Kundinnen und Kunden oder Kundschaft. Unter den verschiedenen Formen der Gendersprache hat sich bisher keine als Königsweg oder Königinnenweg durchsetzen können. Ja, es gibt gute Gründe, warum besonders die Genderzeichen (* / : / _)  auf wenig Akzeptanz stossen. Doch es gibt praktikable Lösungen. Finden Sie heraus, welche am besten zu Ihnen passt. Dabei geht es nicht um Perfektion. Wichtig ist, dass Sie zeigen: Wir haben uns auf den Weg gemacht in Richtung Gendergerechtigkeit.

Niemand weiss heute, wie Sprache dereinst unsere Lebensrealität abbilden wird. Die Gendersprache der Zukunft befindet sich im gesellschaftlichen Testlabor. Eines aber ist sicher: Das generische Maskulinum wird nicht Teil dieser Zukunft sein.

 

Autorin:
Sabine Ingwersen ist Kommunikationsberaterin, Texterin, Redaktorin. Sie schreibt und publiziert zu Corporate-Communication-Themen bei Apostroph.

In 7 Schritten zum Gender-Leitfaden

Apostroph verrät Ihnen, wie Sie mit Augenmass zu gendergerechter Sprache finden.

Möchten Sie regelmässig über neue Kundenprojekte und News zu Apostroph informiert werden?

In unserem Newsletter überraschen wir Sie mit ebenso informativen wie unterhaltsamen Artikeln. Wir würden uns freuen, auch Sie im Kreis unserer 20 000 Newsletter-Followerinnen und -Follower zu begrüssen.

Gemeinsam Ziele erreichen

  • Partnerschaftliche Zusammenarbeit

    Mit vielen Kundinnen und Kunden verbindet uns eine langjährige Partnerschaft. Neben der Qualität schätzen sie unsere Werte wie Zuverlässigkeit, Transparenz und Fairness.
  • Ihre Projekte in besten Händen

    Wir arbeiten mit Single Points of Contact. Somit werden Sie von einer fachlich versierten Ansprechperson betreut, die auf Ihre Bedürfnisse eingeht und Sie stets auf dem Laufenden hält.
  • Intelligente Kreativität

    Ausgerichtet auf Ihre Bedürfnisse stellen wir ein Kreativ-Team zusammen, das wortgewandt ist und mit Originalität punktet.