«Krisen verändern unsere Sprache», sagt die Sprachwissenschaftlerin Oksana Havryliv von der Universität Wien im Podcast der Wiener Tageszeitung «Der Standard». Es entstehe die Notwendigkeit, die neue Realität in Worte zu fassen. Sprache bilde aber nicht nur das ab, was gerade passiert, sondern sie gestalte mit, wie wir die Realität wahrnehmen. «Lockdown klingt eben angenehmer als der deutsche Begriff Ausgangssperre», sagt Havryliv. Ein Ausgehverbot gab es freilich in der Schweiz nie, warum es hierzulande leichter fallen mag, auch dem Humor in der Krisenzeit Platz einzuräumen. Zum Beispiel mit kreativen Wortschöpfungen wie Coronials für Babys, die während der Pandemie das Licht der Welt erblicken.
Covid bestimmt die Wörter des Jahres 2021 – nur Österreich hatte ein wichtigeres Thema
Natürlich prägte die Corona-Pandemie auch die Wort-Champions 2021. Für die Schweiz ermittelt ein Forschungsteam der ZHAW Angewandte Linguistik das Wort des Jahres in den Schweizer Sprachregionen. Auf Platz eins landete Impfdurchbruch im Deutschen, das geschlechtsneutrale Pronomen iel im Französischen, certificato im Italienischen und respect im Rätoromanischen. In Deutschland fiel die Wahl auf Wellenbrecher. Anders in Österreich. Die eigentümlichen Vorgänge im Wiener Kanzleramt verdrängten selbst die allgegenwärtige Pandemie. Und so kürte man in unserem Nachbarland Schattenkanzler zum Wort des Jahres.
Covid-19 prägt auch die Zukunft: Pandemials ist das Trendwort 2022
Weil Veränderungsprozesse und einschneidende gesellschaftliche Themen unsere Wahrnehmung weit in die Zukunft hinein beeinflussen, ist die jährliche Umfrage des Zukunftsinstituts zum Trendwort des Jahres besonders interessant. Die Wahl für 2022 fiel mit grosser Mehrheit auf Pandemials. Das Zukunftsinstitut beschreibt den Begriff so: «Pandemials ist eine Bezeichnung für die Nachfolgegeneration der Millennials und der Generation Z (Gen Z), die in besonderem Masse geprägt ist von den Massnahmen während der Coronapandemie. Die Pandemials haben gelernt, mit wiederkehrenden Viruswellen und Lockdowns umzugehen. Die Verwendung von Desinfektionsmitteln oder regelmässiges Händewaschen sind für sie so selbstverständlich wie Zähneputzen.» Auf den vorderen Plätzen der Trendwörter landeten ausserdem Coronadauerwelle (das Auf und Ab von Infektionszahlen und Lockdowns), Genderphobia (die reflexhafte allergische Reaktion gegen geschlechtergerechte Sprache) und Impfluencer/innen (Online-Persönlichkeiten, die aus ihren Impferlebnissen Social-Media-Storys inklusive Nebenwirkungsberichterstattung machen).
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