- Braille adaptierte eine von Charles Barbier für das Militär entworfene Nachtschrift, um eine Schrift für Blinde zu schaffen, die lesbar und leicht erlernbar ist.
- Seine Methode, die auf Punktmustern basiert, erwies sich als revolutionär und verbreitete sich weltweit.
- Heute gibt es Braille in fast allen Schriftsprachen.
- Die Schrift ist so standardisiert, dass blinde Menschen international Zugang zu Literatur und Information haben.
Die Struktur der Brailleschrift
Braille basiert auf einem simplen, aber effektiven System von sechs Punkten, die in einem 2×3-Raster angeordnet sind. Je nach Kombination der Punkte entstehen unterschiedliche Zeichen, die Buchstaben, Zahlen und Satzzeichen abbilden. Insgesamt lassen sich 64 verschiedene Kombinationen darstellen. Durch diese einfache Struktur wird Braille in seiner Grundform vielseitig einsetzbar, und Erweiterungen wie der Computer-Braille mit acht Punkten ermöglichen eine noch grössere Vielfalt, etwa für mathematische und wissenschaftliche Symbole.
Hier einige Beispiele:
- Ein einziger Punkt oben links stellt den Buchstaben A dar.
- Zwei übereinanderstehende Punkte in der linken Spalte stehen für B.
- Durch Kombinationen aller sechs Punkte entstehen komplexere Zeichen, die zum Beispiel Sonderzeichen oder mathematische Symbole darstellen.
Diese Struktur macht Braille nicht nur flexibel, sondern auch leicht ertastbar, was es Blinden erlaubt, Texte mit den Fingern zu lesen und in Echtzeit zu verarbeiten.
Der Lernprozess von Braille
Für viele blinde Kinder ist das Erlernen von Braille ein wichtiger Schritt in ihrer Ausbildung. Braille zu lernen, erfordert viel Konzentration, da die Lernenden ein völlig neues System aus Punktkombinationen erfassen müssen. In spezialisierten Schulen wird Braille systematisch gelehrt:
- Die Kinder beginnen meist mit einfachen Buchstaben und lernen nach und nach, Wörter, Sätze und schliesslich komplexere Texte zu lesen.
- Speziell dafür entwickelte Bücher, Schreibtafeln und Braille-Schreibmaschinen unterstützen den Lernprozess.
Für Erwachsene, die im Laufe ihres Lebens erblinden, ist der Lernprozess oft herausfordernder:
- Die Umstellung von der visuellen auf die taktile Wahrnehmung verlangt grosse Geduld und Übung.
- Mit speziellen Kursen und digitalen Lernhilfen schaffen es viele Betroffene, sich auf das neue Medium einzulassen und die Vorteile von Braille zu nutzen.
Braille im Alltag
Obwohl Braille ein wichtiger Bestandteil der Inklusion von Blinden und Sehbehinderten ist, ist die Verfügbarkeit im Alltag oft begrenzt:
- Im öffentlichen Raum sind Aufzugknöpfe und Geldautomaten meist mit Braille-Beschriftungen versehen, was es blinden Menschen erleichtert, in ihrer Umgebung zu navigieren und Dienste eigenständig zu nutzen.
- In der Europäischen Union gibt es auch gesetzliche Vorgaben, die Hersteller dazu verpflichten, zum Beispiel Medikamentenverpackungen mit Braille-Kennzeichnungen zu versehen. Damit wird gewährleistet, dass Blinde die richtigen Medikamente identifizieren können, ohne auf Hilfe anderer angewiesen zu sein.
Braille-Bücher sind vor allem in Bildungseinrichtungen, Bibliotheken und speziellen Verlagen erhältlich, da die Produktion aufwendig und kostspielig ist. Aufgrund des grossen Volumens, das von Braille-Drucken beansprucht wird, sind nur ausgewählte Titel in Braille verfügbar. Dennoch gibt es spezielle Bibliotheken und Verlage, die sich darauf spezialisiert haben, Bücher für Blinde anzubieten. Neben diesen Druck-Erzeugnissen gibt es auch taktile Karten, Spielkarten und Gesellschaftsspiele in Braille, die blinden Menschen den Zugang zu Freizeitaktivitäten und sozialem Austausch ermöglichen.
Technologie und Braille
Moderne Technologien haben die Braille-Nutzung in den letzten Jahrzehnten enorm erweitert:
- Braille-Displays ermöglichen blinden Menschen den Zugang zu digitalen Informationen und Kommunikationsplattformen. Ein Braille-Display ist ein Gerät, das Text von einem Computerbildschirm in Braille-Zeichen umwandelt. Die Zeichen werden auf einem dynamischen Display dargestellt, das durch kleine Stifte angehoben und abgesenkt werden. Dies erlaubt es blinden Nutzerinnen und Nutzern, digitale Texte in Echtzeit zu lesen.
- Darüber hinaus existieren Braille-Notizgeräte, die es Nutzerinnen und Nutzern ermöglichen, digitale Notizen zu erstellen und diese bei Bedarf über eine Sprachausgabe oder einen Braille-Drucker auszugeben.
- Viele Smartphones und Computer verfügen inzwischen über Software, die Text in Braille konvertieren und umgekehrt.
- Besonders die Entwicklung der künstlichen Intelligenz birgt Potenzial für die Zukunft: Durch KI-gestützte Übersetzungen könnten neue Inhalte automatisch in Braille verfügbar gemacht werden.
Die Bedeutung von Braille für Inklusion und Selbstbestimmung
Braille ist mehr als eine Schrift – es ist ein Mittel zur Selbstbestimmung:
- Durch Braille können blinde Menschen Texte unabhängig lesen und verstehen, was ihnen Zugang zu Wissen und Information ermöglicht.
- Die Schrift eröffnet zudem berufliche und persönliche Perspektiven und gibt Betroffenen die Möglichkeit, aktiv an der Gesellschaft teilhaben zu können.
Auch im Bildungsbereich ist Braille von unschätzbarem Wert:
- Für blinde Kinder und Jugendliche, die Braille lesen und schreiben können, werden höhere Bildungsabschlüsse erreichbar, die ihnen berufliche Chancen eröffnen.
- Viele Berufsfelder setzen das Lesen und Schreiben voraus, und Braille ist hierbei ein unverzichtbares Hilfsmittel.
Dies zeigt, wie wichtig es ist, Braille als gesellschaftlichen Standard zu erhalten und weiterzuentwickeln, um eine gleichberechtigte Teilhabe zu fördern.
Herausforderungen und zukünftige Entwicklungen
Obwohl Braille international anerkannt und verbreitet ist, stehen die Schrift und ihre Nutzerinnen und Nutzer vor verschiedenen Herausforderungen:
- Die Produktion und Anschaffung von Braille-Büchern, -Displays und -Notizgeräten sind kostenintensiv, was den Zugang zu solchen Hilfsmitteln für viele Menschen einschränkt.
- Zudem ist die Anzahl der Menschen, die Braille lesen können, in den letzten Jahren rückläufig. Gründe dafür sind alternative Technologien wie Sprachausgabe-Software und Hörbücher, die es ermöglichen, ohne Braille auf Inhalte zuzugreifen.
Dennoch betonen viele Expertinnen und Experten die Wichtigkeit von Braille als Grundlage für den Erwerb von Lesefähigkeit und Sprachkompetenz.
- Gerade im Schulbereich sollten Braille-Kenntnisse gefördert werden, um Kindern die Möglichkeit zu geben, sich sprachlich zu entwickeln und selbstständig zu lesen.
- Die Digitalisierung bietet zudem ebenfalls Chancen, etwa durch kostengünstigere, tragbare Braille-Displays und die automatische Umwandlung von Texten in Braille.
- Mit gezielten Förderprogrammen und Initiativen könnte Braille auch im digitalen Zeitalter einen festen Platz behalten.
Für eine barrierefreie und inklusive Gesellschaft
Braille bleibt ein essenzielles Instrument für Menschen mit Sehbehinderungen und ein Symbol für eine barrierefreie und inklusive Gesellschaft. Die Blindenschrift schafft nicht nur Zugang zu Informationen, sondern auch zu
- Bildung,
- Selbstbestimmung und
- gesellschaftlicher Teilhabe.
Durch innovative Technologien und gesellschaftliches Engagement könnte Braille in Zukunft noch stärker in den Alltag integriert und einem grösseren Personenkreis zugänglich gemacht werden.
Für eine gerechtere Gesellschaft, in der Wissen und Bildung allen Menschen offenstehen, ist die Förderung von Braille ein wichtiger Schritt.
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