In eine andere Rolle schlüpfen
Ich selbst kannte diese Methode noch nicht, aber jetzt finde ich sie schlichtweg genial. Bei der Raikov-Methode des russischen Psychotherapeuten Vladimir Raikov geht es darum, sich vorzustellen, man sei ein berühmtes Genie.
Beim Schreiben würde man sich also beispielsweise Goethe vorstellen. Direkt kommt mir in den Sinn, meine Schreibaktivität nach draussen zu verlegen, einen Spaziergang zu machen, oder einfach ein bisschen über das Thema zu philosophieren. Generell geht es darum, euren Text aus einer neuen Perspektive zu sehen.
Wenn euch Raikov noch nicht überzeugt hat, dann schafft es vielleicht Robin Williams als junger Englischlehrer John Keating im oscarprämierten Film «Der Club der toten Dichter»: «Gerade, wenn man glaubt etwas zu wissen, muss man es aus einer anderen Perspektive betrachten, selbst wenn es einem albern vorkommt oder unnötig erscheint. Man muss es versuchen». Dieses Motto hilft nicht nur bei einer Schreibblockade, sondern generell bei Denkblockaden, wie etwa, wenn einem beim Übersetzen einfach nicht die passende Entsprechung für ein bestimmtes Wort einfallen will.
Einfach liegen lassen
Ihr könnt euch grundsätzlich gleich selbst ein bisschen hinlegen und einen Powernap von maximal 20 Minuten machen, um das Gehirn aufzufrischen. Jedoch meine ich hier eher den Text liegen zu lassen. Widmet euch etwas Anderem, blickt aus dem Fenster, kocht etwas Leckeres. Danach könnt ihr zu eurem Text zurückkommen und habt dann neue Ideen oder geht plötzlich in eine komplett neue Richtung.
Das funktioniert auch wunderbar, wenn man ein langes Dokument Korrektur lesen muss, und den Fehler vor lauter Wörtern nicht mehr sieht. Liegenlassen ist nichts für euch, denn ihr habt eine straffe Deadline einzuhalten? Dann ist vielleicht der nächste Tipp eher nach eurem Geschmack.
Drauflosschreiben
So komisch es auch klingen mag, versucht einfach irgendetwas zu dem Thema zu schreiben. Auch wenn es nur ein Mindmap oder ein Wort ist. Eine erfahrene Texterin sagte mir einmal, dass viele gleich den perfekten Satz formulieren möchten und deswegen gar nie anfangen. In der Praxis hat man jedoch höchst selten einen fehlerfreien und ausgetüftelten Satz griffbereit.
Habt keine Angst etwas durchzustreichen und am nächsten Tag sogar einen ganzen Absatz neu zu schreiben. Versucht auch nicht zu kritisch mit euch selbst zu sein. Texten und Übersetzen sind kognitiv anspruchsvolle Aufgaben und nicht so einfach schnell mal erledigt, wie viele häufig meinen.
Wechselt das Medium
Mehrfach hat mich ein vorgegebenes Layout eingegrenzt und ich habe dadurch kein Wort geschrieben bekommen. Versucht ein komplett anderes Dateiformat oder eine Notizen-App zu öffnen, in der eure Inspirationen freier fliessen können.
Oder probiert es mal mit Diktieren. Das ist nicht nur etwas für Anwälte oder vielbeschäftigte CEOs. Einige unserer freien Linguisten bei Apostroph haben uns schon berichtet, wie gut Spracherkennungssoftware (z. B. Dragon) für sie funktioniert. Einige arbeiten nur noch nach diesem Prinzip. Diktieren hat zudem den Vorteil, dass ihr eure Finger und Handgelenke schont und auch nicht sitzen müsst.
Ihr könnt diese Tipps in allen linguistischen Lebenslagen anwenden, sei es beim Copywriting oder beim Übersetzen. Wenn euch ein Wort nicht in den Sinn kommt oder ihr generell von einer Textaufgabe überfordert seid.
Wir hoffen, dass euch dieser Beitrag geholfen hat und eure kreativen Säfte nun wieder fliessen. Lasst uns wissen, wie ihr diesen Post fandet. Wir freuen uns über euer Feedback per E-Mail an freelance@apostrophgroup.ch.