Diese Übersetzungsfehler haben unsere Welt verändert

Am Anfang war das Wort, dann kam die Schrift. Übersetzungsfehler sind so alt wie die Sprachen selbst. Seit Anbeginn der Zeit schleichen sie sich in Reden, Handschriften oder Drucke aller Art. Manche von ihnen wurden inzwischen enttarnt, von anderen wissen wir gar nichts! Sie schlummern noch immer unerkannt in ihren Texten. Einige Fehler sind Jahrhunderte oder gar Jahrtausende alt und haben zu falschen Vorstellungen geführt, die sich bis heute halten. Sie werden von uns ganz selbstverständlich als richtig oder wahrhaftig akzeptiert.

Im Folgenden haben wir ein paar wirklich erstaunliche Missgriffe für Sie zusammengetragen.

DIE SCHÖPFUNGSGESCHICHTE UND IHRE FEHLER

Adams Rippe

Eines wollen wir gleich zu Anfang richtigstellen: Eva wurde nicht aus Adams Rippe erschaffen! Zwar stellen die Bibeln in deutscher Sprache dies so dar, aber das hebräische Wort, auf dem diese Übersetzung beruht, ist mehrdeutig und bezeichnet eigentlich eher eine «Flanke» oder «Seite» als eine «Rippe». Als Eva im Garten Eden erschien, standen Adam und Eva somit – quasi gleichberechtigt – Seite an Seite. Dies dürfte einigen weit verbreiteten Vorurteilen die Grundlage entziehen, nicht wahr?

Der gehörnte Moses

Michelangelo hielt sich wirklich peinlich genau an den lateinischen Text, als er seine eindrucksvolle Moses-Statue in Stein meisselte. Leider sind die beiden Hörner auf seinem Kopf einem Übersetzungsfehler geschuldet. Tatsächlich wurde die Figur des Moses in der Kunst jahrhundertelang so dargestellt. In der hebräischen Version der Bibel steht jedoch, dass «die Gesichtshaut von Moses strahlte», als er vom Berg Sinai herabstieg. Das hebräische Verb für «strahlen» wurde hier mit dem Wort für Hörner verwechselt. Dies verwirrte schon den heiligen Hieronymus, der den Propheten bei seiner Übersetzung der Bibel vom Hebräischen ins Lateinische mit einem Paar unschöner und ziemlich unpassender Hörner ausstatten musste.

DU WEISST NICHTS, JON SCHNEE

Ein ungültiger Vertrag

Im Januar 2018 sollte der ecuadorianische Fussballer Bryan Cabezas, der damals bei einem italienischen Verein unter Vertrag stand, für den Rest der Saison an einen argentinischen Club ausgeliehen werden. Alle Parteien waren mit diesem vorübergehenden Transfer einverstanden, aber dann brachte ein kolossaler Fehler bei der Übersetzung des Vertrags ins Englische die Transaktion zum Platzen. Um Zeit und Geld zu sparen, wurde von den Verantwortlichen nämlich keine professionelle Übersetzungsagentur beauftragt. Sie liessen den Vertragstext ganz einfach maschinell übertragen. Und dabei wurde der Athlet kurzerhand in «Bryan Heads» umbenannt («cabezas» bedeutet auf Spanisch auch «die Köpfe», was im Englischen dann zu «Heads» wurde). Damit war der Vertrag ungültig und der Transfer null und nichtig. Eine wirklich kopflose Aktion!

MARKANTE FEHLER

Legt sie in Ketten!

2013 hätte die spanische Marke Mango ihre Etiketten besser etwas genauer unter die Lupe nehmen sollen. Bei der Markteinführung in Europa erhitzte ein als «Esclava» bezeichnetes Accessoire ihrer Schmuckkollektion die Gemüter: Das Armband war auf Französisch plötzlich zur «Sklavenkette» geworden. Grosser Aufschrei in den frankophonen Ländern! Der Modekonzern musste sich öffentlich entschuldigen und machte einen Übersetzungsfehler geltend: Im Spanischen bedeutet «esclava» nicht nur «Sklavin», sondern auch «Armkettchen». Ups!

Chinesische Denksportaufgabe

Um für die Special Edition ihrer Schuhkollektion «Air Force One» international zu werben, liess die Firma Nike auf ihre Basketballschuhe hinten zwei chinesische Schriftzeichen sticken. Eines davon bedeutete «Wohlstand», das andere «Glück». So weit, so gut, nur dass in China der Verkauf dieser Schuhe daraufhin abrupt einbrach. Warum bloss? Weil die beiden Zeichen, nebeneinandergesetzt, einen ganz anderen, weniger glamourösen Sinn ergaben, nämlich «zunehmen». Wollten Sie sich etwa auch diese so poetischen und exotischen Schriftzeichen auf die Haut tätowieren lassen? Vielleicht überlegen Sie sich das nochmal ...

WALKING ON BROKEN GLASS

Aschenputtels Schuh

Hand aufs Herz: Ein gläserner Schuh, das klingt ziemlich unbequem, oder? In seiner Erzählung «Cendrillon ou La petite pantoufle de verre» spricht Perrault 1697 tatsächlich von diesem Material. Die Niederschrift geht allerdings auf mündliche Vorläuferversionen des bekannten Märchens zurück, die damals schon lange die Runde machten. Deshalb ist das berühmte «gläserne Pantöffelchen» wohl auf einen Schreib- bzw. Verständnisfehler zurückzuführen: Das französische Wort «vair» wird nämlich genauso ausgesprochen wie «verre» (Glas), bezeichnet aber das Fell einer Eichhörnchenart. Vor die Wahl gestellt, würden wir wohl alle «vair» bevorzugen!

FAZIT: LOST IN TRANSLATION

Übersetzungsfehler können passieren, haben aber oft schwerwiegende Folgen. Sie mögen zuweilen unterhaltsam sein, doch manchmal verändern sie auch den Lauf der Geschichte. Man denke etwa an das legendäre «Mokusatsu» von Hiroshima oder das berühmte «Nuts», das General Anthony McAuliffe im Zweiten Weltkrieg aussprach. Professionelle Übersetzer tragen eine grosse Verantwortung. Denn die Bedeutung einer korrekten Interpretation darf man niemals unterschätzen.

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