Korrektorat, Lektorat etc.: Was ist das und worauf kommt es an?

Spielt es heutzutage tatsächlich noch eine Rolle, ob Texte korrekt und fehlerfrei geschrieben sind? Die meisten Leute wissen doch heute selbst nicht mehr, was richtig und falsch ist. Warum dann den ganzen Aufwand treiben für Korrektorat, Lektorat und Gut-zum-Druck?

Korrektorat

Ein fehlerhafter Text wirkt unrasiert und schlecht gekämmt

Ob Texterin, Übersetzer oder Korrektorin, wir tun es (hoffentlich) alle: Korrektur lesen. Nur schon im E-Mail-Verkehr ist eine korrekte, klare und leicht lesbare Sprache eine Frage von Respekt und Anstand. Und wenn es um professionelle Texte für Kunden geht, ist Fehlerfreiheit sowieso Pflicht.

Sprachliche Fehler machen einen schlechten Eindruck und können auf Firmenwebsites, in Produktbroschüren, Inseraten oder Geschäftsberichten grossen Schaden anrichten. Zudem möchte ein Unternehmen ja im Normalfall einen Eindruck von Kompetenz und Professionalität vermitteln. Eine schludrige Sprache tut genau das Gegenteil, auch wenn der Inhalt fachlich über jeden Zweifel erhaben ist.

Doch wie soll man beim Korrekturlesen genau vorgehen? Welche verschiedenen Arten gibt es, und gibt es spezifische Tricks dafür?

Verwandte Tierarten

Als Sprachdienstleister unterscheiden wir grundsätzlich drei verschiedene Arten von Korrekturaufträgen, die jedoch eng miteinander verwandt sind:

  • Korrektorat
  • Lektorat
  • Gut-zum-Druck

Das Korrektorat ist eine formale Prüfung des Textes und konzentriert sich auf Rechtschreibung, Grammatik, Interpunktion, Typografie und eine konsistente Formatierung. Beim textvergleichenden Korrektorat stellen wir zusätzlich sicher, dass eine Übersetzung vollständig und korrekt ist und dass Zahlen, Fakten und Namen exakt übernommen wurden.

Beim Lektorat überprüfen wir zusätzlich auch den Stil, sprachliche Feinheiten sowie Tonalität und regionalspezifische Besonderheiten. Zudem achten wir auch darauf, ob der Inhalt logisch korrekt präsentiert wird, und fahnden nach Argumentationslücken und sachlichen Widersprüchen.

Das Gut-zum-Druck (GzD) erfolgt kurz vor der Drucklegung des Textes und konzentriert sich vor allem auf Silbentrennung, Zeilenumbrüche und das Aufspüren von Tippfehlern.

Tipps fürs Korrektorat

  1. Sorgt für Ruhe: Konzentration ist beim Korrigieren absolut zentral, und jede Art von Ablenkung hat einen schlechten Einfluss auf Qualität und Effizienz. Falls ihr nicht alle Geräuschquellen in eurer Arbeitsumgebung ausschalten könnt, besorgt euch einen guten Gehörschutz, der euch effizient von der Umgebung abschirmt.
  2. Verwendet die Rechtschreibprüfung, um offensichtliche Fehler mit kleinem Aufwand aufzuspüren.
  3. Arbeitet immer in mehreren Durchgängen – zwei sind das Minimum. Meistens findet man beim zweiten Durchgang noch etwas, das man beim ersten Mal übersehen hat. Das liegt nicht zuletzt daran, dass das Gehirn eine gute optische Autokorrektur hat und Rechtschreibfehler zu einem erstaunlichen Grad automatisch korrigiert: Gmeäss enier Stidue an der elingshcen Cmabrdige-Unvirestiät ist es eagl, in wlehcer Rienhelfoge die Bcuhtsbaen in eniem Wrot sethen, das eniizg Wcihitge dbaei ist, dsas der estre und der Iztete Bcuhtsbae am rcihgiten Paltz snid.
    Besonders hilfreich ist es, Zahlen, Tabellen, Inhaltsverzeichnisse, Seitenzahlen, Titel und Untertitel in einem separaten Durchgang zu prüfen. Im Idealfall legt man den Text zudem vor dem letzten Korrekturdurchgang für eine Weile zur Seite: Am nächsten Tag hat man etwas Abstand gewonnen und betrachtet den Text mit anderen Augen.
  4. Empfehlenswert ist es auch, den ersten Durchgang auf Papier durchzuführen, da man so erfahrungsgemäss mehr Fehler entdeckt als am Bildschirm.
  5. Legt unbedingt regelmässig Pausen ein – das ist beim Korrekturlesen noch wichtiger als sonst. Wenn ihr in Gedanken abzuschweifen beginnt, macht euch eine Tasse Tee, stellt euch für ein paar Minuten ans Fenster und schaut in die Ferne, um eure Augen zu entspannen. Noch wertvoller: ein kurzer Spaziergang rund um den Block.
  6. Blendet in Word oder Trados Studio die nachverfolgten Änderungen («Markups») aus. Sie werden sonst gern zur Quelle von «Verschlimmbesserungen». Insbesondere fehlende oder überzählige Leerzeichen schleichen sich gern auf diese Weise ein.
  7. Stellt die Textgrösse richtig ein. Ist der Text zu klein oder zu gross, übersieht man gern Buchstabendreher oder Interpunktionsfehler. In Word und Acrobat ist das trivial, in Studio muss man dafür in die Optionen: Unter Editor > Schriftartenanpassung lässt sich die Textgrösse einstellen:
Schriftartenanpassung

Tipps fürs Lektorat

  1. Beim Lektorieren kommt zusätzlich zum Korrigieren der Stil ins Spiel. Wortwiederholungen werden durch Synonyme ersetzt, monotone Satzanfänge werden variiert, Schachtelsätze entwirrt und Bandwurmsätze zurechtgestutzt.
  2. Wichtig ist aber auch die inhaltliche Beurteilung. Auch wenn die Kundschaft ihr Fachgebiet in aller Regel besser kennt als wir, ist sie dennoch dankbar, wenn wir sie auf inhaltliche (Flüchtigkeits-)Fehler oder logische Mängel in einer Argumentationskette hinweisen. Am besten tun wir das noch vor der Lieferung in Form von Fragen und höflichen Anmerkungen – wir wollen keinesfalls besserwisserisch oder arrogant wirken.
  3. Auch fürs Lektorat gilt: beim kleinsten Zweifel recherchieren, auch wenn es nur um ein Datum geht. Ist der 13. September wirklich ein Montag? Ein kurzer Blick in den Kalender hat der Kundschaft schon manch ärgerlichen Fehler erspart.

Tipps fürs Gut-zum-Druck

  1. Das GzD wird im PDF-Format vorgenommen und legt den Fokus auf Tippfehler, Silbentrennung, Zeilenumbrüche, Layout und Typografie. Es werden keinerlei Stilkorrekturen mehr vorgenommen.
  2. Auch an einer Übersetzung werden nur im äussersten Notfall noch Änderungen vorgenommen. Besonders wenn der Text zuvor durch unsere Qualitätssicherung gegangen ist, sind Fehler natürlich peinlich, wenn sie auf unsere Kappe gehen.
  3. Es kommt aber auch vor, dass die Kundschaft den Text noch geändert und dann auch gleich die Übersetzung selbst angepasst hat. Falls eine solche Übersetzung fehlerhaft ist, zeichnen wir das natürlich an.

Nicht überheblich werden

Zum Schluss noch ein genereller Tipp: Verlasst euch nie darauf, dass ihr sowieso schon alles wisst oder dass etwas «wohl schon stimmen wird». Achtet genau darauf, wann ihr auch nur die geringste Unsicherheit verspürt, und schlagt den Fall dann sofort nach. Das ist kein Eingeständnis von Schwäche – im Gegenteil: Es braucht eine gewisse selbstkritische Einstellung, um Neues lernen zu können. Wissen veraltet ja schliesslich auch.